Cem - Alevitischer Gottesdienst

 

I. Die Vorbereitungen vor dem Gottesdienst

 

Der alevitische Gottesdienst wird als Cem bezeichnet. Cem bedeutet übersetzt "Versammlung". Am

Cem nehmen Frauen, Männer und Kinder gemeinsam teil. Ursprünglich fand dieser an einem Donnerstagabend statt. In der Diaspora findet er am Wochenende statt.

 

Er findet in der Regel abends statt, da der Tag fiir die Arbeit vorgesehen ist. Aleviten betrachten die Erwerbstätigkeit als das höchste "Gebet". So ist es Pflicht, zuerst durch Arbeit den Lebensunterhalt seiner Familie zu erwirtschaften. Erst wenn dieses "Gebet" zu Ende ist, kann mit dem Abendgebet begonnen werden.

 Der Gottesdienst soll in Reinheit stattfinden. Daher kommen die Menschen nach einem Bad zum Gebet, eine rituelle Waschung kurz vor dem Gebet gibt es nicht. Viel wichtiger ist es, am Gottesdienst reinen Herzens teilzunehmen, mithin die innere Reinheit, die den Mitmenschen verborgen bleibt.

 

So stellt die alevitische Lehre stets innere Werte in den Vordergrund, diese sind wichtiger als reine Äußerlichkeiten. Innere Reinheit symbolisiert die Reinheit des Gewissens. Der Alevit, der die Glaubensregeln

 

befolgt, ist somit reinen Herzens und Gewissens. So ist es notwendig, dass jeder, der am

 Gottesdienst teilnehmen möchte, zuvor seinem Gewissen Reinheit verschafft, in dem er die Menschen, denen er Unrecht angetan hat oder die er verletzt hat, ob verbal oder auch körperlich, um Entschuldigung bittet und sie sich versöhnen. Erst mit der Einwilligung dieser ist er zur Teilnahme am Gottesdienst befugt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die verletzte Person Alevit oder Mitglied einer anderen

 Glaubensgemeinschaft ist. Voraussetzung für den Beginn des Gottesdienstes ist vielmehr, dass keiner der Menschen, die am Gottesdienst teilnehmen, mit einer anderen Person in irgendeiner Wiese verstritten sind.

 In diesem Sinne ist es von großer Bedeutung, dass der Alevit, bevor er am Gottesdienst teilnimmt, sofern er seine Familie, insbesondere seine Ehefrau und seine Kinder nicht zum Gottesdienst mitnimmt, die Einwilligung dieser einholt. Dies beabsichtigt, dass der Mensch, nach dem er mit sich und seinem

 Gewissen in Einklang ist, und so den Frieden in sich und mit sich geschlossen hat, als weiteren Schritt die Eintracht mit seiner Familie schließt, so dass in seinem Haus vor der

 

Teilnahme am Gottesdienst

 Güte herrscht.

 Fehlt ihm die Einwilligung der Familie, ist es dem Betroffen nicht erlaubt am Gottesdienst teilzunehmen.

 

Für diesen Fall ist es seine Pflicht ,,seinen" Geistlichen zu sich nach Hause einzuladen, um mit seiner Hilfe die Streitigkeit, die in der Ehe oder in der Familie herrscht, zu beenden.

 Nach dem der Mensch mit sich und mit seiner Familie die bestrebte Eintracht geschlossen hat, darf er am Cem teilnehmen.

 Bevor er sich nun auf den Weg zum Gottesdienst begibt, entscheidet er mit seiner Familie, ob und was

 er als Opfer zum Gottesdienst mitnehmen möchte. Etwas in Form von Naturalien, z. B. frisch gebackenes Brot, Obst oder vergleichbares an Naturalien. Möglichst etwas, das man mit vielen teilen kann.

 Als weiteres Opfer kommt ein geschlachtetes Tier in Betracht, welches dann im eigenen Haus oder im Cem-Haus vorbereitet wird. Nachdem auch diese Vorbereitung beendet ist, können alle Familienglieder gemeinsam zum Gottesdienst schreiten.

 Das "Cemevi" (ev = Haus) wird auch für den Gottesdienst vorbereitet, es wird gereinigt, der Sitzplatz des Geistlichen wird vorbereitet. Dabei handelt es sich um einen Platz an einer zentralen Stelle des Gebetsraumes, wobei auch der Geistliche auf dem Boden sitzt. Durch Kissen und Teppiche wird die Sitzfläche gepolstert.

 

1. INFORMATIONEN ÜBER DAS ALEVITENTUM

 

Cem·- Alevitischer Gottesdienst

 

Der Gottesdienst wird von den 12 Diensten gestaltet, die im folgenden beschrieben werden, wobei jeder Dienst sowohl von einem Mann (Bruder/Kardes) als auch einer Frau (Schwester/Baci) ausgeübt werden kann.

 

Die 12 Dienste

 

1. Der I die Geistliche

 

Bei dem ersten Bediensteten handelt es sich um den Geistlichen ("Pir", .Dede") bzw. die Geistliche (,,Ana"). Die alevitische Lehre schreibt eine erbliche Geistlichkeit vor. So können nur Nachfahren des Propheten Mohamrned Geistliche werden.

 

Doch ist nicht das einzige Kriterium der Geistlichkeit die Blutslinie zum Propheten; so ist es nicht jedem Abkömmling ohne weiteres möglich, die Geistlichkeit auszuüben. Ein weiteres und unabdingbares

 

Kriterium ist die Zustimmung der Gemeinde, die jährlich erneut gefragt werden muss, ob sie der Leitung des Gottesdienstes durch den Geistlichen zustimmt. Diese Vertrauensfrage wird unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes drei mal gestellt. Sollte auch nur ein Gemeindemitglied die Zustimmung verweigern, bedarf es erst einer Klärung des Grundes. Sollte die Ablehnung begründet sein, darf die Geistlichkeit nicht ausgeübt werden.

Folglich wird die Lebensweise des Geistlichen stets durch die Gemeinde kontrolliert. Der Geistliche hat ein vorbildhaftes Leben zu fuhren. Das Gebot, "Beherrsche deine Hände, Zunge und Lende", ist in erster Linie von ihm zu befolgen.

Die hohen Erwartungen an den Geistlichen fuhren zu der Entwicklung, dass nur wenige Kinder von Geistlichen die Geistlichkeit fortfuhren.

 Der Geistliche leitet im Cem den Gottesdienst, er betet vor, gibt seinen Segen. Er ist das Haupt des Cem.

 

2. Rehber (Wegbegleiter)

 

Rehber ist der Helfer des Geistlichen. Er ist derjenige, der für die eigentliche Ausbildung der Laien (talip) und der übrigen Dienste im Gottesdienst zuständig ist. Diese Pflicht ist zugleich die Vorinstanz zum Geistlichen. Oftmals handelt es sich bei dem Rehber um einen Geistlichen vor Ort, der dem von einer anderen Provinz/Gegend kommenden Geistlichen assistiert. Bevor der Geistliche die Leitung des

 Cem übernimmt, stellt der Rehber die Vertrauensfrage. Er leitet den Cem mit dem PirlDede.

 

3. Kapıcı (Wächter)

 

Kaprci ist der Wächter, der an der Tür steht und die Menschen in den Saal lässt. Er achtet darauf, dass diejenigen, die aus der Gemeinde ausgeschlossen wurden, nicht am Gottesdienst teilnehmen. Diejenigen, die ein Verbrechen oder Ehebruch begangen haben, haben keinen Zutritt zum Cem.

 Er achtet aber auch darauf, dass während des Gottesdienstes der Gemeinde keine Gefahr von außen

 droht. Auch darf nachdem der eigentliche Gottesdienst begonnen hat, niemand mehr den Saal betreten oder verlassen, außer in Ausnahmen.

 

4. Gözcü (Ordner)

 Gözcü ist die verantwortliche Person nach den Geistlichen im Gebetsaal. Während des ganzen Gottesdienstes

 bleibt der Gözcü, im Gegensatz zu allen anderen Personen im Saal, stehen, begrüßt die Ankommenden und zeigt ihnen einen Sitzplatz. Er begleitet alle Dienste und wacht, dass die Abfolge der Dienste und Rituale eingehalten werden. Sollte ein Gemeindemitglied eine Frage oder Bitte haben, so leitet er diese an den Geistlichen oder den zuständigen Dienstinhaber weiter, ohne den Ablauf des Gottesdienstes zu beeinträchtigen.

 

5.lznikci

 

Der Iznikci ist für das Opferfell zuständig. Dieses wird mit einem Gebet rechts vor die Sitzfläche des Geistlichen gelegt und bleibt dort bis zum Ende des Gottesdienstes liegen. Das Opferfell ist ein Symbol für das Opfer, das von Gott gesandt wurde und das Abraham anstelle seines Sohnes erbracht hat.

 Das Opferfell ist zugleich ein Symbol für das Erbe Abrahams, das die Blutlinie des Geistlichen kennzeichnet und bis heute mit Respekt geachtet wird.

 

Vor dem Opferfell wurde seit Jahrhunderten Recht gesprochen. Hier steht der Mensch gleich dem Opfer Ismail und unterwirft sich dem Urteil des Geistlichen und der Gemeinde. Der Geistliche ist verpflichtet, das Recht im Namen Gottes und der Gemeinde auszusprechen, wie seine Vorfahren und Abraham und jene die es auch davor getan haben, ohne zwischen den Menschen zu unterscheiden, auch wenn es sich um den eigenen Sohn handelt.

 

 6.Sakkaci

Sakkaci ist der Wasserträger. Er reicht am Ende des Cems nach dem Gedenken an das Martyrium des Imam Hüseyin das Trinkwasser. Dabei wird an das Leid der Prophetenfamilie (ehl-i beyt) in Kerbela gedacht, wo diese mit Frauen und Kindern tagelang in der Wüstenhitze kein Wasser erhalten haben und nach und nach die männlichen Nachfahren des Propheten bis auf einen Sohn des Imam Hüseyin,

 Zeynel Abidin, ermordet wurden. Der Sakkaci trägt das Wasser vor und spricht dabei ein Gebet. Der Geistliche segnet das Wasser. Nach

 einem (oder drei) Klagelied (er) trägt er das Wasser wieder zurück und verteilt das Wasser tropfenweise

 mit der Hand über die Köpfe der Anwesenden. Jeder soll nur wenige Tropfen von dem Wasser erhalten, das der Propheten familie verwehrt wurde. Ein Tropfen gleicht einem Segen von dem Wasserverteiler, Imam Hüseyin, welcher bis in die Ewigkeit "das Wasser reichen" wird.

 

7. Lokmacl/Kurbancl

 

Lokmaci sind meist mehrere Personen. Diese empfangen am Eingang des Gebetshauses die Gemeindemitglieder und nehmen ihnen die Opfer ab. Diese werden so dann in einem Raum zusammengemischt.

 Ein Tablett mit einem Teil aus diesen Opfern wird dann in den Saal gebracht, wo es vom

 Geistlichen gesegnet und danach wieder zu den übrigen Gaben gebracht und vermischt wird, so dass pars pro toto alle Gaben einen Segen erhalten.

 Die Gaben werden zu kleinen Portionen zusammengelegt, damit sie nach dem Gottesdienst unter den Anwesenden gleichermaßen verteilt werden können. Dabei wird nicht beachtet, wer wie viel mitgebracht

 hat. Auch bleibt unberücksichtigt, welchen Stand der anwesende in der Gesellschaft hat, ob er reich oder arm ist und welchen Geschlechts er ist. Die Gaben werden unter allen Anwesenden in möglichst gleicher Menge verteilt. Es darf nicht mit dem Essen angefangen werden, bevor die Gemeinde gefragt wird, ob jeder ein Teil bekommen hat und ob jeder mit seinem Teil zufrieden ist. Erst dann, wenn jeder sein Recht erhalten hat, darf angefangen werden zu essen.

   Der Kurbanci ist zuständig für das Schächten des Opfertieres. Er begleitet oftmals die Opferbringer und schächtet entweder selbst das Tier oder spricht lediglich vor dem Schächten das Gebet aus. Im Gottesdienst ist er für die Zubereitung des Opfermahls zuständig.

 

1. INFORMATIONEN OBER DAS ALEVITENTUM

 

Cem :..Alevitischer Gottesdienst _ . 

 

Das Opfer in Form eines geschächteten Tieres hat seinen Ursprung, wie bereits oben dargestellt, in dem Opfer Abrahams. Einmal im Jahr ist es des Talips (Laien) Pflicht ein Opfer zu erbringen. Da

 heutzutage das Fleischessen in der Diaspora kein Luxus mehr ist, werden immer mehr andere Opfer erbracht, z. B. indem der Geldbetrag an Notleidende oder für gemeinnützige Zwecke gespendet wird.

 

8. Delilci

 

Der Delilei ist für das Licht des Gebetssaals zuständig. Bevor der eigentliche Gottesdienst beginnt, bringt er in der Regel einen Kerzenständer mit entweder einer (Symbol Gottes), drei (Gott, Mohammed und Ali) oder fünf (Moharnrned, Ali, Fatirna, und die Enkel des Propheten Hasan und Hüseyin) Kerzen.

 Nach einer Koranrezitation in türkischer Sprache zu der Bedeutung der Kerze, folgt ein langes Gebet, in dem der Prophet, die zwölf Imame, die übrigen Heiligen und Haci Bektas Veli geehrt werden, in dem man sie symbolisch mit dem Anzünden der Kerze erweckt.

 Die Kerze symbolisiert das Licht Gottes, aus dem Mohammed und Ali erschaffen wurden. Sie sind das Licht, das die Welt und die Menschheit erleuchtet. Ein Licht, das nie erlischt, sondern verborgenbleibt, bis es wieder erweckt wird.

Der Gottesdienst findet in Anwesenheit des Lichtes Gottes und

 Mohammed-Alis statt. Es zeigt den Weg, den Pfad der zwölf Imame, der den Menschen zur Vollkommenheit und zur Einheit mit Gott führt,

 

9.Tezekar

 

Diesen Dienst fuhren zwei Personen aus, ein Bruder und eine Schwester (Diese Bezeichnung beschreibt das Verhältnis der Anwesenden im Gottesdienst). Der eine hält einen Wasserkrug und eine

 flache Schüssel in der Hand, die andere ein Handtuch. In der Mitte des Saales angekommen, küssen beide sich abwechselnd drei mal auf die Schultern, danach gießt der Bruder zuerst drei Tropfen Wasser in die Wasserschüssel. dann der Schwester drei Tropfen Wasser auf die Hände und trocknet diese.

 Hier wird wieder einmal die Stellung der Frau im Alevitenturn hervorgehoben. Ihr wird zuerst das Wasser gereicht.

Erst danach gießt die Schwester dem Bruder gleichfalls drei Tropfen auf die Hände und trocknet diese ab. Drei Tropfen symbolisieren Hak-Mohammed-Ali. Diese Zahl zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Gottesdienst.

 Diese Tropfen, die auf die Hände gegossen werden, symbolisieren die Reinheit der Herzen, die gewaschen werden: die ersten Tropfen, die in die Wasserschüssel gegeben werden, symbolisieren die Reinheit des Einzelnen vor dem Gottesdienst, die Tropfen danach symbolisieren die gegenseitige Reinheit der Familienmitglieder, die Tropfen auf die Hände der Geistlichen symbolisieren die Reinheit der ganzen Gemeinde.

  Das Wasser, das ein Symbol der Reinheit ist, wird hier auch in diesem Sinne verwendet,  nur dass hier wiederum nicht die äußere Reinheit gemeint ist, die sich leicht mit Wasser herstellen lässt, sondern die innere Reinheit, für die man gewillt sein muss und oft auch die Unterstützung des nächsten oder eines anderen benötigt.

 

1. INFORMATIONEN OBER DAS ALEVITENTUM

 

Cem-Alevitischer Gottesdienst

 

10.Süpürgeci

 

Süpürgeci ist für die Reinigung und Vorbereitung des Gebetssaals zuständig. Mit einem symbolischen Feger erscheint er vor der Gemeinde und fegt drei mal über den Boden, wobei er mit jedem Male Hak, Mohammed und Ali ruft. Danach trägt er ein Gebet vor.

  Auch dieser Dienst dient der Reinheit. So fegt er hinweg über die Herzen, damit diese frei von niedrigen Beweggründen werden. Frei sollen die Herzen werden, damit sich in ihnen Allah und Ali manifestieren können.

 

11. Peyikci

 

Peyikci ist zuständig für die Benachrichtigung der Gemeindemitglieder über den Gebetstermin und -ort. Früher ist er durch das ganze Dorf gezogen und hat verndet, wann und wo der Gottesdienst stattfindet. Heute ist er detjenige, der die Briefe schreibt und an die Gemeindemitglieder versendet.

 

12. Zakir

 

Zakir ist die Stimme des Cems. Er spielt auf dem Saz (Langhalslaute) und trägt religiöse Lieder vor. Die Lieder sind meist Jahrhunderte alt und wurden weitgehend mündlich überliefert. Zu nahezu jedem Dienst gibt es ein Lied, das gesungen wird. In den Liedern werden der Ursprung des Dienstes vorgetragen, die zwölf Imame geehrt, die Einheit Gottes gepriesen und das Wort des Propheten verkündet.

  Zugleich wird der Koran auf musikalische Weise auf Türkisch rezitiert. Am Schluss des eigentlichen Gottesdienstes singt der Zakir ein bis drei Klagelieder zu dem Martyrium des Imam Hüseyin in Kerbela.

 

III.Semah

 

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Gottesdienstes ist das Ritual .Semah". Während der Zakir oder der Geistliche auf der Langhalslaute spielt und dazu singt, stehen Brüder und Schwestern gemeinsam zum Semah auf. Sie verneigen sich zuerst vor dem Geistlichen und berühren dabei mit dem Kopf die Erde wie jeder, der den Platz des Mohammed-Ali, der aus einer Kreisfläche vor dem Geistlichen besteht, betritt.

 Die Berührung der Erde mit dem Kopf spiegelt die Schöpfung Adams wieder. Als Gott    Adam aus Erde schuf, gab er ihm einen Teil seines Lichts und rief ihn so zum Leben. Danach befahl er seinen Engeln, sich vor Adam zu verneigen. Doch der Satan, der auch ein Engel war, widersetzte sich ihm.

 Dreimal befahl Gott und dreimal weigerte er sich. Er erwiderte: "Du hast Adam aus Erde geschaffen, uns hast du aus Feuer geschaffen. Wieso sollen wir unser Haupt vor einer handvoll Erde neigen ?" Er war zu stolz und hochmütig, um in Adam das Licht Gottes zu erkennen. Dafiir wurde er bestraft, indem er aus dem Paradies verstoßen wurde.

 Jedes mal, wenn jemand vor dem Geistlichen niederkniet und sein Haupt die Erde berührt, kniet er zugleich vor Gott, der in jedem Menschen vorhanden ist. So zeigt er seine Demut vor dem, der die Vollkommenheit auf Erden verkörpert.

 

Die Brüder und Schwestern tanzen dann gemeinsam im Kreis, wobei sie sich zugleich um die eigene Achse drehen. Langsam beginnend werden sie immer schneller und dann wieder langsamer, gleich der Musik, die sie begleitet.

 

1. INFORMATIONEN ÜBER DAS~ALEVITENTUM

 

Cem - Alevitischer Gottesdienst - 

 

Der Tanz gleicht der Erde, die sich um die eigene Achse und um die Sonne dreht. So werden auch die zwölf Imame als Sterne dargestellt, die sich um Mohammed, die Sonne, drehen.

Zugleich gleicht der Tanz dem Lebensrhythmus des Menschen. Der nach der Geburt langsam sein Leben beginnt, danach in der Jugend seine Hochphase findet und im Alter wieder zur Ruhe kehrt. Er entspricht auch dem Cem, der anfangs langsam mit den Diensten beginnt, in der Mitte im eigentlichen Gottesdienst, im

  Bekenntnis zum einzigen Gott, der Himmelfahrt des Propheten und dem Semah einen Höhepunkt inden Gemütern findet und dann mit der Verteilung der Gaben wieder zum Alltag zurückkehrt.

Der Tanz bezweckt die Einheit mit Gott zu erreichen. Fern von den Problemen des Alltags, frei von den Gedanken, die den Menschen beschäftigen, dem Leid und Kummer, den man in sich trägt. Indem er sich ganz der Musik, dem Klang der bittenden Stimme des Zakir, den Fürbitten des Geistlichen und der Einheit der Herzen im Saal widmet, erreicht er beim Semah einen Zustand, indem sich Leib und  Seele trennen. Dabei steigt die Seele in die Höhe, wo sie mit den anderen Seelen und Gott zur Einheit verschmilzt, ein Zustand, in dem sie mit Gott eins wird. Nach dem Tanz erhalten die Tänzer einen "Gülbeng" (Segen) des Geistlichen und nehmen dann wiederihren Platz ein.

 

IV. Das Ende des Cem

 

Am Ende des Cem werden die mitgebrachten Gaben gleichermaßen unter den Anwesenden verteilt.

 

Nachdem jeder "seinen Anteil" erhalten hat und auch damit zufrieden ist, wird gemeinsam gegessen.

 

Im Anschluss erhalten alle Bedienstete einen Segen und mit einem Schlussgebet wird der Gottesdienst beendet.

 

 Schlussgebet:

 

.,Der Sitzende. der Bleibende, der ohne Angst. unbeirrt Heimkehrende,

 

soll gesund schlafen. wohlbehalten aufstehen

 

Möge Hak-Muhammed-Ali ihm helfen und

 

Htztr (Schutzpatron in der Not) sein Wegweiser sein.

 

Hü for die Wahrheit ...

 

<aus Ali Duran Gülcicek: Der Weg der Aleviten - Bektaschiten, 3.Auflage, 2003, ln)

 

1. INFORMATIONEN OBER DAS AlEVITENTUM

 

Gülbeng - Fürbitte

 

Gülbeng - Fürbitte

 

Gülbeng ist ein allgemeines Gebet, das beim Gemeinschaftsgebet ayn-i cem vom Geistlichen (dede) vorgetragen wird. Das Gebet stellt einen Segensruf dar, der durch die Gemeinschaft mit den Rufen

 

"Allah Allah" bestätigt wird. Bei der Cem-Zeremonie werden die einzelnen Segmente der Zeremonie durch dieses Gebet abgeschlossen bzw. eingeleitet.

 

Im Namen des Schahs (Ali) Allah, Allah

 

Mögen die Zeiten voller Segen sein.

 

Möge dem Segensvollen der Erfolg beschieden sein.

 

Möge die Schlechtigkeit beseitigt werden.

 

Möge der Ort der Begegnung gedeihen.

 

Mögen die Herzen glücklich sein.

 

Mögen die Hungernden gesättigt werden.

 

" Möge Hass und Streit getilgt werden.

 

Mögen die Menschen Frieden finden.

 

Möge Hak-Mohammed-Ali jederzeit unsere Helfer, Hüter und Beobachter sein.

 

Auf dass wir nicht von den Angesichtern und Spuren der zwölf Imame, der Vierzehn Reinen und Unschuldigen

 

und der Siebzehn Umgürteten getrennt werden.

 

Möge uns unser Herr, der geehrte Großmeister (Pir) Hact Bektas-i Veli und

 

Baltm Sultan Schirmherr und Beistand sein.

 

Mögen die Dreier (Allah-Muhammed-Ali),

 

die Fünfer (Muhammed, Ali, Fatima, Hüseyin, Hasan),

 

die Siebener (Muhammed, Ali, Fatima, Hasan, Hüseyin, Salman-i Farisi und Hatice),

 

die Vierziger, die Rical'iil-gayb und die Herren des Kutbül-aktab (heilige Personen) unsere Helfer sein.

 

Allah, Allah,

 

Bewahre uns vor den sichtbaren und unsichtbaren Gefahren, Unglücken und jeglichen Schlechtigkeiten.

 

Befreie uns von jeglichen Sorgen, Krankheiten und Schulden.

 

Allah, Allah,

 

Mögen unsere Bekenntnisse rein, unser Glaube unbefleckt und annehmbar sein.

 

Mögen die Wünsche erfülit und die Ziele erreicht werden.

 

Mögen die Menschen auf der Welt miteinander und nebeneinander in Frieden und Freundschaft leben.

 

Hü fiir die Wahrheit.

 

Übersetzung: Ismail Kaplan